Herstellung einer PERNER®-Glocke
Die Herstellung einer originalen PERNER®-Bronzeglocke läuft in verschiedenen Schritten ab.
Kunst an der Glocke
Um die Glocke gießen zu können, wird zuerst aus Lehm eine falsche Glocke gebaut. Die Kronenhenkel, Verzierungen, Reliefe und Ornamente sollen in einem Guss mit der Glocken entstehen. Ziel ist es, dass die Glocke nach dem Guss ihre gegossene “Haut” behalten kann und die Verzierungen nur gebürstet bereits klar und sauber das Ergebnis sind.
Sowohl die Größe als auch die Art der Schrift werden dabei für jede Glocke individuell errechnet und gestaltet. Anhand der ausgewählten Motive entsteht in der PERNER®-Werkstatt die Reliefstruktur der neuen Glocke. Die so entstandenen Konturen geben den Gesichtern und Kleidungen den entsprechenden Ausdruck. Spezielle Wachsmischungen, Erfahrung und Gefühl sind die Grundlagen für ein perfektes Umsetzen der Vorlagen. Jeder Buchstabe, jedes Zeichen und jede Verzierung wird von Hand ausgeschnitten, nachdem die Wachsplatten dafür in der gewünschten Dicke gegossen worden sind.
Die Kronenhenkel werden als Rohvorlage aus Gipsvorlagen abgegossen. Bildhauerisches Talent findet hier den Boden für seine Entfaltung. Der Zierlehm, eine in der PERNER®-Werkstatt selbst hergestellte Lehmmasse nach jahrhundertealtem Familienrezept, wird nun vorsichtig auf die Wachsmodelle und die falsche Glocke aufgebracht. Diesse Masse wird durch einfache Lufttrockung feuerfest und hält der Hitze der flüssigen Bronze beim Gießen stand.
Herstellung im traditionellen Lehmformverfahren
Das Verfahren, Glocken zu machen, wird schon im 9. Jahrhundert von Theopilus beschrieben und hat sich bis heute bei PERNER® nicht geändert. Bisher haben alle Versuche, das Lehmformverfahren schneller oder billiger zu machen oder sogar durch ein anderes zu ersetzen, nie zum Erfolg geführt. Heute werden Glocken, wenn Sie im Sand geformt und in Stahl oder Eisen gegossen sind, nach wenigen Jahrzehnten wieder von den Türmen genommen und durch Bronzeglocken ersetzt.
In der Theorie gibt es noch andere Formmaterialien, doch hat sich gezeigt, dass das klassische Lehmformverfahren in seiner konsequenten Anwendung garantiert, dass der Klang und die Haltbarkeit von Glocken gleichzeitig optimal sind.
Die Lehmform ist trocken. Der Lehm bildet wie kein anderer Werkstoff die Verzierungen in seinen kleinsten Nuancen ab. Der trockene Lehm isoliert nach dem Guss die Bronze, so kann die Glocke langsam abkühlen und ein möglichst gleichmäßiges Spannungsgefüge aufbauen. Während bei anderen Verfahren die Nachbehandlung der Oberfläche der Glocken durch Sandstrahlen und Abschleifen notwendig ist, kann bei Glocken aus Lehmformen die originale Gusshaut erhalten bleiben.
Der Klang der Glocke als Idee wird auf ein Holzbrett, die sogenannte „Rippe“, konstruiert. Eine dreiteilige Glockenform, bestehend aus Kern, falscher Glocke und Mantel wird gebaut. Der Formenbau beginnt mit dem Mauern des Kerns, der Schicht für Schicht mit Lehm umkleidet wird. Eine Übersicht über mögliche Glockentöne finden Sie hier.
Nach dem Trocknen der letzten Schicht der Glockeninnenform (Kern) wird darauf die falsche Glocke, ebenfalls aus mehreren Lehmschichten modelliert. Das 1:1 Modell wird mit einer hauchzarten Schicht aus Rinderfett überzogen. Wachserne Ornamente, handgeschnitzte Schriftzeichen und Reliefbilder sowie das Gießerzeichen werden nun auf das Modell angebracht (s.a. Kunst an der Glocke).
Feiner Lehm nach einem besonderem Rezept aus verschiedenen Lehmmehlen, Schamotten und Graphit wird nun in vielen Schichten dünn aufgetragen. Langsames Trocknen an der Luft ist wesentlich für die gute Oberfläche und genaue Abbildung der Ornamente.
Dieser feine Lehm wird mit starken Mantellehmschichten stabilisiert. Nach Wochen der Trocknung kann die so entstandene dreiteilige Form in ihre einzelnen Teile zerlegt werden. Die mittlere Form – die falsche Glocke – wird entfernt, Kern und Mantel wieder zusammengesetzt. Zwischen ihnen ist der Hohlraum für die Bronzeglocke entstanden.
Guss der Glocke
Alle Berechnungen, Vorbereitungen und Arbeiten finden im Guss der Glocken ihren Höhepunkt. Fließt einmal die Legierung auf 78% Kupfer und 22% Zinn bei ca. 1100 Grad Celsius, so kann man sie nicht mehr stoppen. Die Form muss in einem Zug gegossen werden, und alles entscheidet sich in wenigen Minuten.
Dafür wird die hohle Glockenform nun in die Erde eingesetzt und der Glockenguss wird vorbereitet. Die Formen werden in die Erde eingegraben, vom Ofen wird ein Gusskanal zu den einzelnen Glockenformen gelegt.
Der massive Flammofen wird angeheizt und das Kupfer erhitzt. Das Gussmaterial wird bei einer Temperatur von 1100 Grad Celsius durch Rühren mit Fichtenstangen in Bewegung gehalten. Dann wird das restliche Zinn zulegiert und die Schmelze gereinigt. Durch die Reinigung werden Schlacke und Gase der Glockenspeise entzogen und die Grundlage für einen sauberen Guss gelegt. Wer einmal als Besucher dabei war, glaubt, die Anspannung und Kräfte spüren zu können. Höchste Konzentration wird gefordert, und nur im unbedingten Miteinander lässt sich ein gutes Ergebnis erzielen.
Alle Wünsche und Hoffnungen werden noch im Gebet hörbar. Ist alles bereit, dann wird der Ofen geöffnet, und die Bronze fließt, durch die Kanäle geleitet, zu den Formen. An der obersten Stelle der Krone gibt es Öffnungen, durch die die Bronze in die Form gelangt. Die Glockenform füllt sich von unten nach oben auf. Gleichzeitig wird alles heiß. Gießgasse erhellen die Luft. Das orangeglühende Metall sucht sich seinen Weg. Ist eine Form gefüllt, wird der Weg zur nächsten geöffnet, bis alle Glocken gegossen sind und der Ofen geleert ist. Nach dem Guss brauchen Formen und Menschen Ruhe.
Ist das Werk gelungen?
Erst Tage später können die nur langsam erkaltenden Formen aus der Erde geborgen, der Mantel abgeschlagen und die fertigen Glocken geprüft werden. Inzwischen werden in der PERNER®-Schmiede und -Zimmerei die maßgeschneiderte Läuteausrüstung, der Klöppel und der Glockenstuhl gefertigt.